Eine Analyse der politischen Entwicklung der AfD in Deutschland
Der viel zitierte Satz, der Mahatma Gandhi zugeschrieben wird: „Zuerst ignorieren sie dich, dann belächeln sie dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du“, scheint in bemerkenswerter Weise die Entwicklung der Alternative für Deutschland (AfD) in der Bundesrepublik Deutschland zu beschreiben. Eine Betrachtung der Geschichte der Partei zeigt, wie sie von einer vermeintlichen Splittergruppe zu einer ernstzunehmenden politischen Kraft wurde, die nicht nur von ihren Gegnern bekämpft wird, sondern inzwischen auch inhaltlich Einfluss auf das politische Spektrum nimmt.
Phase 1: Ignoranz gegenüber der AfD
In den ersten Jahren nach ihrer Gründung 2013 wurde die AfD von den etablierten Parteien weitgehend ignoriert. Die Partei, die ursprünglich als eurokritische Protestbewegung begann, galt als unwichtige Randerscheinung, die den politischen Diskurs kaum beeinflussen würde. Während Angela Merkels CDU auf ihre Positionen in der Europapolitik beharrte und die SPD sich auf sozialpolitische Themen konzentrierte, wurde die AfD von der medialen und politischen Elite weitgehend ignoriert.
Doch bereits bei der Bundestagswahl 2013 zeigte sich, dass diese Strategie der Ignoranz nicht ausreichend war. Mit knapp 4,7 % der Stimmen verpasste die AfD nur knapp den Einzug in den Bundestag. Während viele Beobachter dies als einmaliges Phänomen abtaten, sammelte die Partei im Hintergrund weiter an Zulauf.
Phase 2: Belächeln und Abqualifizieren
Nach den ersten Wahlerfolgen der AfD in den Landesparlamenten – insbesondere nach dem Aufstieg der Partei während der Flüchtlingskrise 2015 – begann die zweite Phase: Die AfD wurde zur Zielscheibe für Hohn und Spott. Politiker und Kommentatoren belächelten die Partei als Ansammlung von Populisten, deren Positionen angeblich weder durchdacht noch umsetzbar seien. Es hieß, die AfD sei eine kurzlebige Protestbewegung, die sich intern selbst zerlegen würde.
Begriffe wie „Dunkeldeutschland“ oder pauschale Abwertungen ihrer Wählerschaft als „Abgehängte“ und „Wutbürger“ bestimmten die Debatte. Diese Strategie der Abqualifizierung hatte jedoch einen gegenteiligen Effekt: Sie mobilisierte die Basis der Partei weiter und festigte ihre Anhängerschaft. Zudem führte sie dazu, dass sich viele Wähler von den etablierten Parteien nicht mehr repräsentiert fühlten.
Phase 3: Bekämpfen und Etikettieren als rechtsextrem
Mit dem weiteren Erstarken der AfD und ihrem Einzug in den Bundestag 2017 begann die dritte Phase: die gezielte Bekämpfung der Partei. Die AfD wurde zunehmend als rechtsextrem etikettiert, und der Verfassungsschutz begann, Teile der Partei zu beobachten. Medien und politische Gegner griffen zu immer schärferen Mitteln, um die Partei zu delegitimieren.
Insbesondere die Bezeichnung als „Prüffall“ durch den Verfassungsschutz und die wiederholte Berichterstattung über rechtsextreme Tendenzen innerhalb der Partei sorgten dafür, dass die AfD in der Öffentlichkeit stigmatisiert wurde. Doch anstatt die Partei zu schwächen, trugen diese Angriffe zu einer weiteren Polarisierung bei. Die AfD konnte sich als Anti-Establishment-Partei inszenieren und erreichte in Meinungsumfragen neue Höhen.
Phase 4: Akzeptanz und Übernahme von Positionen
Ein bemerkenswerter Wendepunkt zeichnet sich in der aktuellen politischen Landschaft ab. Immer mehr Positionen, die einst exklusiv von der AfD vertreten wurden, finden ihren Weg in das Programm der Karteill-Parteien. Ein prominentes Beispiel ist das Thema der sogenannten Remigration. Was lange Zeit als Tabuthema galt, wird nun von der CSU aufgegriffen. Die CSU-Oberen betonten kürzlich, dass das Konzept der Rückführung von Migranten – die AfD nennt das Remigration – durchaus mit den christlichen Grundwerten der Partei vereinbar sei. Diese Position wurde zuvor fast ausschließlich der AfD zugeschrieben und begründete die Positionierung als „rechtsextrem“.
Diese Entwicklung zeigt, dass die AfD nicht nur ihre eigene Basis mobilisiert hat, sondern auch den Diskurs verschoben hat. Themen wie Migration, Identität und nationale Souveränität, die lange Zeit als Randthemen galten, sind nun Teil des Mainstreams geworden. Die Strategie der etablierten Parteien, die AfD durch Ignorieren, Belächeln und Bekämpfen zu schwächen, hat letztlich dazu geführt, dass ihre Inhalte breitere Akzeptanz gefunden haben.
Elon Musk und der Schwung im Wahlkampf
Eine weitere Dynamik bringt aktuell der Unternehmer Elon Musk in die Debatte. Mit seiner enormen Reichweite auf Plattformen wie X (ehemals Twitter) hat Musk mehrfach auf die AfD und ihre Positionen aufmerksam gemacht. Seine Tweets und Kommentare sorgen für eine verstärkte internationale Aufmerksamkeit und geben der Partei in Deutschland einen Schub.
Musk’s Einfluss unterstreicht, wie wichtig soziale Medien in der modernen politischen Kommunikation geworden sind. Während traditionelle Medien noch versuchen, die AfD zu isolieren, hat sie durch Plattformen wie X eine direkte Verbindung zu ihrer Zielgruppe gefunden. Die digitale Mobilisierung macht die AfD unabhängig von „klassischen“ Medien gemacht und garantiert ihr eine eigene Reichweite.
Der Satz von Gandhi, der einst für den gewaltfreien Widerstand gegen die britische Kolonialmacht stand, spiegelt in diesem Kontext den Erfolg der Alternative für Deutschland wider, die von der Ignoranz über den Spott bis hin zur Bekämpfung und letztlich zur Akzeptanz ihrer Themen eine bemerkenswerte Transformation durchlaufen hat.
Ob diese Entwicklung langfristig zu einer Umgestaltung der politischen Landschaft in Deutschland führen wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist jedoch, dass die AfD heute nicht mehr ignoriert werden kann – und dass sie den politischen Diskurs auf eine Weise beeinflusst hat, die vor wenigen Jahren noch undenkbar erschien.