Mit dem Sieg von Donald Trump und dem Aufstieg von Tech-Größen wie Elon Musk in die Politik beginnt eine neue Ära, in der die Internet-Generation eine differenziertere Demokratie ermöglicht.
Die Ergebnisse sind da: Donald Trump hat die Präsidentschaftswahl 2024 gewonnen, und sein Erfolg markiert eine tiefgreifende Veränderung der globalen politischen Dynamik. Dies ist nicht nur ein Sieg für Trump oder ein Erfolg für seine Unterstützer. Mit Elon Musk, Vivek Ramaswamy und anderen einflussreichen Persönlichkeiten aus der Tech-Welt, die seinem Team beigetreten sind, symbolisiert dies etwas viel Größeres – die politische Ermächtigung der Internet-Generation.
Seit Jahren haben wir gesehen, wie sich das Internet von einem obskuren Netzwerk zu einer lebendigen Plattform entwickelt hat, die Kultur, Geschäft und Gemeinschaft für Milliarden von Menschen definiert. Aber mit der Ausdehnung dieser digitalen Welt wurde deutlich, dass Regierungen und Institutionen zunehmend bestrebt waren, Kontrolle darüber auszuüben – von Überwachungspolitiken bis hin zu Zensurmaßnahmen. Das Versprechen einer offenen, vernetzten Welt schien zunehmend bedroht von jenen, die versuchten, zu regulieren, zu filtern und zu bestimmen, was wir sehen, sagen und schaffen dürfen.
Nun, da Musk, Vivek und andere, die den Geist der Tech-Community repräsentieren, in prominente Rollen im politischen Team von Trump aufgestiegen sind, ist klar, dass die Internet-Generation genug hat. Sie haben ihren Weg in die höchsten Machtzirkel gefunden, nicht um den Status quo aufrechtzuerhalten, sondern um ihn aktiv zu demontieren. Dies ist eine Bewegung zur Rückgewinnung der Autonomie – ein Weg für die Innovatoren, Schöpfer und Störer (Steve Jobs nannte sie „Misfits”), um gegen unberechtigte Kontrolle vorzugehen und sicherzustellen, dass das Internet ein offenes Terrain bleibt.
Es ist auch ein Kampf zwischen sozialen Medien und traditionellen Medien, da die neue Generation Plattformen wie Twitter, YouTube und unabhängige Kanäle nutzt, um die Narrative der traditionellen Nachrichtenmedien herauszufordern und die Kontrolle über den Informationsfluss aufzubrechen. Darüber hinaus ist es ein Kampf gegen die ‚Hassrede‘- und ‚Desinformations‘-Narrative, die oft genutzt wurden, um Zensur zu rechtfertigen und Stimmen zu unterdrücken, die die Regierungs-Perspektiven infrage stellen.
Ob man Trumps Politik zustimmt oder nicht, die Symbolik hier ist unbestreitbar: Die Grenzen zwischen traditioneller politischer Macht und dem neuen Zeitalter des digitalen Einflusses sind verschwommen. Elon Musk, dessen Karriere immer darum ging, Grenzen zu überschreiten – von der Raumfahrt über Elektrofahrzeuge bis hin zu Kommunikationstechnologien – verkörpert das Streben nach einer Renaissance des Internet-Zeitalters in den Hallen der politischen Macht. Und diese Renaissance dreht sich um Freiheit: Man soll das Undenkbare zukünftig sagen und das Unmögliche tun können.
Es geht um die Freiheit, zu sprechen, zu innovieren und sich zu vernetzen, ohne unnötige Eingriffe. Es geht darum, das Versprechen des Internets als Raum zurückzugewinnen, in dem Kreativität und Unternehmertum jenseits des Zugriffs schwerfälliger staatlicher Kontrolle gedeihen können. Es geht um die Vormacht von Social Media und das Ende der Legacy Media. Musk fasste dies am Wahlabend in einem Satz zusammen:
Indem sie Trump unterstützen, hat diese neue Generation von Führungspersönlichkeiten signalisiert, dass sie das Regelwerk neu schreiben wollen – ein Regelwerk, das viel zu lange ohne die Beteiligung derer geschrieben wurde, die die digitale Welt, in der wir heute leben, aufgebaut haben.
Die Internet-Generation, einst auf Startup-Garagen beschränkt, ist nun ins Rampenlicht getreten. Sie beeinflussen die Politik nicht nur von der Seitenlinie; sie sind jetzt in Machtpositionen, in denen sie die Zukunft gestalten. Und in ihren Augen ist diese Zukunft freier, offener und trotzig resistent gegen unberechtigte Kontrolle.
Der Anspruch der Internet-Generation wird sich in den kommenden vier Jahren der zweiten Trump-Präsidentschaft zeigen. Macht hat die Tendenz, zu korrumpieren, und die großen Versprechen der Tech-Community stehen nun auf dem Prüfstand. Besonders bei Elon Musk bleibt abzuwarten, ob er das Monopol im Bereich der Kurznachrichten, das X darstellt, eines Tages missbrauchen wird, um seine eigene Macht zu sichern – genau das, was ihm seine Kritiker schon jetzt vorwerfen. Um dem entgegenzuwirken, hat Musk den Algorithmus von X als Open Source veröffentlicht.
Mit Trumps Sieg scheinen die Chancen höher zu sein, dass wichtige Social-Media-Kanäle wie Facebook und YouTube dem Beispiel von X folgen werden und wir transparentere sowie meinungsfreiere digitale Räume erhalten. Es wird spannend zu sehen, ob andere Social-Media-Plattformen diesem Beispiel folgen werden und ob sie ihrer Aufgabe als dezentralisierte Kommunikationsplattformen gerecht werden.
Man könnte im Sinne des Soziologen Norbert Elias argumentieren, dass mit dem alten neuen Präsidenten Trump und den Internet-Unternehmern in seinem Stab, die USA eine Entwicklungsrichtung einschlägt, die eine wachsende Differenzierung und Synthesefähigkeit des demokratischen Systems ermöglicht, weil sich ausgehend von den dezentralen Social Media das Spektrum des Sagbaren in allen Bereichen der Gesellschaft erhöht.
Dies könnte insgesamt zu gesteigerter Meinungsfreiheit, Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsfähigkeit führen, sowohl in sozialen als auch in wirtschaftlichen Bereichen. Da Social Media weltweit genutzt werden, wird sich auch die deutsche Gesellschaft und Politik diesem möglichen Trend zu einer differenzierteren Demokratie und Wirtschaft nicht verschließen können.