Die Sondierungsgruppe für eine neue Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD, angeführt von Friedrich Merz, bereitet ein gigantisches Verschuldungsprogramm vor. Bis zu 500 Milliarden Euro sollen in Infrastruktur und weitere unbezifferte Beträge in die Verteidigung fließen – außerhalb der Schuldenbremse, so dass insgesamt von einer Billion, d.h. 1.000 Milliarden Euro an Zusatzverschuldung in Deutschland ausgegangen werden kann.
Über den fragwürdigen Trick, die Mehrheitsverhältnisse des alten Bundestages zu nutzen, um eine Grundgesetzänderung durchzusetzen, haben wir hier berichtet: Staatsputsch von oben – wie das Wahlergebnis mit Tricks ausgehebelt werden soll – Meinung und Wahrheit
Die Vergangenheit: Staatsverschuldung als Turbo für die Finanzmärkte
-
9/11 (2001): Die Terroranschläge vom 11. September 2001 lösten eine globale wirtschaftliche Schockwelle aus. Die Federal Reserve senkte die Zinsen auf historische Tiefstände (1 %) und flutete die Märkte mit Liquidität. In Deutschland stiegen die Staatsausgaben, etwa durch Konjunkturprogramme und Unterstützung für betroffene Branchen wie die Luftfahrt. Die Geldmenge M3 in den USA wuchs zwischen 1998 und 2004 um 61 % (von 5,7 auf 9,2 Billionen US-Dollar), und ein signifikanter Teil floss in die Finanzmärkte. Investmentfirmen wie BlackRock, damals noch kleiner, konnten ihr verwaltetes Vermögen – (assets under management, AuM) in diesem Zeitraum von 130 Mrd. US-Dollar auf 342 Mrd. US-Dollar steigern – ein Wachstum von 163 %, das weit über dem M3-Anstieg lag.
-
Lehman Brothers und die Finanzkrise (2008): Der Zusammenbruch von Lehman Brothers markierte den Höhepunkt der globalen Finanzkrise. Deutschland reagierte mit einem 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket für Banken sowie Konjunkturmaßnahmen. Die EZB und andere Zentralbanken senkten die Zinsen nahe null und starteten erste Anleihekäufe. Zwischen 2008 und 2012 wuchs die M3-Geldmenge im Euroraum um etwa 10–15 % jährlich. Empirisch zeigt sich: Während die Realwirtschaft stagnierte, erholten sich die Aktienmärkte schnell. BlackRocks AuM sprang von 1,3 Billionen US-Dollar (2008) auf 3,5 Billionen US-Dollar (2012) – ein Anstieg von 169 %, angetrieben durch Staatsschulden, die über Banken und Fonds in die Finanzmärkte flossen.
-
Griechenland-Rettung (2010–2018): Die Eurokrise führte zu massiven Rettungspaketen, bei denen Deutschland über den ESM beteiligt war. Insgesamt flossen 289 Milliarden Euro nach Griechenland, viel davon als Darlehen, um die europäische Banken retteten. Die Geldmenge M3 im Euroraum wuchs zwischen 2010 und 2018 um etwa 40 %. Investmentfirmen wie BlackRock profitierten doppelt: Sie hielten Staatsanleihen (z. B. griechische oder deutsche) und investierten in Unternehmen, die von der Marktstabilisierung profitierten. BlackRocks AuM wuchs in diesem Zeitraum von 3,5 Billionen US-Dollar auf über 6 Billionen US-Dollar – ein Zuwachs von über 70 %.
-
Corona-Krise (2020–2022): Die Pandemie führte zu beispiellosen staatlichen Ausgaben. Deutschland stellte über 400 Milliarden Euro an Hilfspaketen und Sondervermögen bereit, während die EZB Billionen Euro durch QE-Programme (Quantitative Lockerung auf englisch eben: quantitative easing) in die Märkte pumpte. Die M3-Geldmenge im Euroraum stieg zwischen 2020 und 2022 um etwa 20 % (von 14 auf 16,7 Billionen EUR). Gleichzeitig explodierte BlackRocks AuM von 7,4 Billionen US-Dollar (2020) auf über 10 Billionen US-Dollar (2023) – ein Anstieg von 35 % in nur drei Jahren. Aktienmärkte erreichten trotz wirtschaftlicher Unsicherheit Rekordhöhen, und Vermögensverwalter waren die großen Gewinner.
Empirische Evidenz: Geldmengenwachstum und die Finanzindustrie
Aggregat
|
Enthalten sind
|
Liquidität
|
Typische Verwendung
|
---|---|---|---|
M0
|
Bargeld + Bankreserven bei der Zentralbank
|
Sehr hoch
|
Basis für Geldschöpfung
|
M1
|
M0 + Sichteinlagen
|
Hoch
|
Zahlungsfähigkeit
|
M2
|
M1 + kurzfristige Einlagen
|
Mittel
|
Zahlungen + kurzfristige Ersparnisse
|
M3
|
M2 + marktfähige Instrumente
|
Niedriger
|
Breite Geldmengenanalyse
|
Wie oben dargestellt, führten Krisen und vermeintliche Krisen in der Vergangenheit immer dazu, dass Notenbanken und/oder die Regierungen die Märkte mit Liquidität geflutet haben, um die negativen Effekte der jeweiligen Schocks zu übertünchen. Das führte in den wesentlichen Volkswirtschaften des Westens zu einem signifikanten Anstieg der Geldmenge M3, gemäß der nachfolgenden Tabelle um etwa 40 Billionen US-Dollar im Zeitraum 1998 bis 2024 (die Daten wurden über diverse KI-Plattformen abgefragt und stimmen weitgehend überein, Abweichungen ergeben sich insbesondere aufgrund von Umrechnungsmodalitäten).
Land/Region
|
Währung
|
M3 1998 (Mrd.)
|
M3 2024 (Mrd.)
|
Zuwachs (Mrd.)
|
Veränderung (%)
|
Durchschn. Wachstum (%/Jahr)
|
---|---|---|---|---|---|---|
Eurozone
|
EUR
|
4.700
|
16.700
|
12.000
|
+255 %
|
9–10 %
|
USA
|
USD
|
5.700
|
22.000–24.000
|
16.300–18.300
|
+286–321 %
|
10–11 %
|
Großbritannien
|
GBP
|
800 (M4)
|
3.000 (M4)
|
2.200
|
+275 %
|
10 %
|
Kanada
|
CAD
|
600
|
2.500
|
1.900
|
+317 %
|
11 %
|
Australien
|
AUD
|
400
|
2.200
|
1.800
|
+450 %
|
13 %
|
Schweiz
|
CHF
|
450
|
1.200
|
750
|
+167 %
|
6 %
|
Jahr
|
BlackRock
|
Vanguard
|
Fidelity
|
State Street
|
UBS
|
J.P. Morgan
|
Allianz/PIMCO
|
Goldman Sachs
|
Capital Group
|
BNY Mellon
|
Summe
|
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1998
|
0.165
|
0.3
|
0.7
|
0.5
|
0.4
|
0.3
|
0.5
|
0.2
|
0.4
|
0.5
|
3.965
|
2000
|
0.309
|
0.5
|
0.9
|
0.7
|
0.6
|
0.4
|
0.7
|
0.3
|
0.5
|
0.7
|
5.609
|
2002
|
0.350
|
0.6
|
1.0
|
0.8
|
0.7
|
0.5
|
0.8
|
0.35
|
0.6
|
0.8
|
6.550
|
2004
|
0.400
|
0.8
|
1.1
|
0.9
|
0.9
|
0.6
|
0.9
|
0.4
|
0.7
|
0.9
|
7.650
|
2006
|
0.500
|
1.2
|
1.3
|
1.1
|
1.1
|
0.8
|
1.1
|
0.5
|
0.9
|
1.1
|
9.600
|
2008
|
1.307
|
1.4
|
1.4
|
1.5
|
1.3
|
1.0
|
1.3
|
0.6
|
1.0
|
1.2
|
12.017
|
2010
|
3.561
|
1.6
|
1.6
|
2.0
|
1.5
|
1.3
|
1.5
|
0.8
|
1.0
|
1.2
|
16.061
|
2012
|
3.792
|
2.0
|
1.7
|
2.1
|
1.7
|
1.4
|
1.7
|
0.9
|
1.1
|
1.3
|
17.692
|
2014
|
4.500
|
3.0
|
1.9
|
2.2
|
1.9
|
1.6
|
1.8
|
1.0
|
1.2
|
1.5
|
20.600
|
2016
|
5.100
|
4.0
|
2.1
|
2.3
|
2.1
|
1.8
|
2.0
|
1.2
|
1.4
|
1.7
|
23.700
|
2018
|
5.975
|
5.0
|
2.7
|
2.5
|
2.4
|
2.0
|
2.2
|
1.3
|
1.7
|
1.8
|
27.575
|
2020
|
7.430
|
6.2
|
3.5
|
3.1
|
2.8
|
2.3
|
2.5
|
1.5
|
2.0
|
1.9
|
33.230
|
2022
|
8.594
|
6.8
|
3.9
|
3.5
|
3.4
|
2.7
|
2.6
|
1.7
|
2.2
|
1.9
|
37.294
|
2023
|
10.010
|
7.2
|
4.2
|
3.7
|
3.8
|
3.0
|
2.6
|
1.8
|
2.3
|
2.0
|
40.610
|
2024
|
11.500
|
9.9
|
4.5
|
4.0
|
4.0
|
3.2
|
2.7
|
2.0
|
2.5
|
2.1
|
46.400
|
-
Geldschöpfung: Wenn Staaten Schulden aufnehmen (z. B. über Anleihen), kaufen Zentralbanken oder private Investoren diese. Das Geld fließt in die Wirtschaft, wird aber oft nicht konsumiert, sondern investiert.
-
Finanzialisierung: Niedrige Zinsen machen liquide Anlagen unattraktiv, wodurch Kapital in Fonds, ETFs und Anleihen fließt – Produkte, die von Firmen wie BlackRock verwaltet werden.
-
Multiplikatoreffekt: Geschäftsbanken verleihen die zusätzliche Liquidität weiter, was die Geldmenge (M1–M3) und damit die Investitionsmöglichkeiten der Finanzindustrie steigert.