Meinung und Wahrheit

Wer vom Ziel nicht weiß, kann den Weg nicht haben.

Wahlversprechen gebrochen: Merz’ Schuldenpolitik für BlackRock-Agenda

Eine Marionette in den Fängen von BlackRock?
Eine Marionette in den Fängen von BlackRock? Montage von Datei:2024-08-21 Event, CDU, Wahlkampf mit F. M. in Erfurt 2024 STP 3111 by Stepro.jpg Vielen Dank Steffen Prößdorf

Die Sondierungsgruppe für eine neue Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD, angeführt von Friedrich Merz, bereitet ein gigantisches Verschuldungsprogramm vor. Bis zu 500 Milliarden Euro sollen in Infrastruktur und weitere unbezifferte Beträge in die Verteidigung fließen – außerhalb der Schuldenbremse, so dass insgesamt von einer Billion, d.h. 1.000 Milliarden Euro an Zusatzverschuldung in Deutschland ausgegangen werden kann.

Über den fragwürdigen Trick, die Mehrheitsverhältnisse des alten Bundestages zu nutzen, um eine Grundgesetzänderung durchzusetzen, haben wir hier berichtet: Staatsputsch von oben – wie das Wahlergebnis mit Tricks ausgehebelt werden soll – Meinung und Wahrheit

Offiziell wird das „Sondervermögen“ – was nichts anderes als „Sonderschulden“ sind – mit der Notwendigkeit begründet, Deutschland zukunftssicher zu machen. Doch ein Blick auf die Vergangenheit und die empirischen Daten zeigt: Ein Großteil solcher Staatsverschuldung – und damit des Geldmengenwachstums – landet nicht in der Realwirtschaft, sondern bei der Finanzindustrie, insbesondere bei Giganten wie BlackRock. Friedrich Merz, ehemaliger Aufsichtsrat des weltgrößten Vermögensverwalters, scheint mit diesem Programm – entgegen seinen Wahlversprechen – seinem früheren Auftraggeber in die Tasche zu arbeiten. Dieser Artikel beleuchtet die historische Evidenz, die ökonomischen Mechanismen und die politischen Implikationen dieses Musters.

Die Vergangenheit: Staatsverschuldung als Turbo für die Finanzmärkte

Die Geschichte der letzten Jahrzehnte liefert empirische Belege dafür, dass Staatsverschuldung in Krisenzeiten systematisch die Geldmenge ausweitet – und dass ein Großteil dieser Liquidität in den Händen der Finanzindustrie landet. Schauen wir auf die zentralen Beispiele:
  1. 9/11 (2001): Die Terroranschläge vom 11. September 2001 lösten eine globale wirtschaftliche Schockwelle aus. Die Federal Reserve senkte die Zinsen auf historische Tiefstände (1 %) und flutete die Märkte mit Liquidität. In Deutschland stiegen die Staatsausgaben, etwa durch Konjunkturprogramme und Unterstützung für betroffene Branchen wie die Luftfahrt. Die Geldmenge M3 in den USA wuchs zwischen 1998 und 2004 um 61 % (von 5,7 auf 9,2 Billionen US-Dollar), und ein signifikanter Teil floss in die Finanzmärkte. Investmentfirmen wie BlackRock, damals noch kleiner, konnten ihr verwaltetes Vermögen – (assets under management, AuM) in diesem Zeitraum von 130 Mrd. US-Dollar auf 342 Mrd. US-Dollar steigern – ein Wachstum von 163 %, das weit über dem M3-Anstieg lag.

  2. Lehman Brothers und die Finanzkrise (2008): Der Zusammenbruch von Lehman Brothers markierte den Höhepunkt der globalen Finanzkrise. Deutschland reagierte mit einem 500-Milliarden-Euro-Rettungspaket für Banken sowie Konjunkturmaßnahmen. Die EZB und andere Zentralbanken senkten die Zinsen nahe null und starteten erste Anleihekäufe. Zwischen 2008 und 2012 wuchs die M3-Geldmenge im Euroraum um etwa 10–15 % jährlich. Empirisch zeigt sich: Während die Realwirtschaft stagnierte, erholten sich die Aktienmärkte schnell. BlackRocks AuM sprang von 1,3 Billionen US-Dollar (2008) auf 3,5 Billionen US-Dollar (2012) – ein Anstieg von 169 %, angetrieben durch Staatsschulden, die über Banken und Fonds in die Finanzmärkte flossen.

     

  3. Griechenland-Rettung (2010–2018): Die Eurokrise führte zu massiven Rettungspaketen, bei denen Deutschland über den ESM beteiligt war. Insgesamt flossen 289 Milliarden Euro nach Griechenland, viel davon als Darlehen, um die europäische Banken retteten. Die Geldmenge M3 im Euroraum wuchs zwischen 2010 und 2018 um etwa 40 %. Investmentfirmen wie BlackRock profitierten doppelt: Sie hielten Staatsanleihen (z. B. griechische oder deutsche) und investierten in Unternehmen, die von der Marktstabilisierung profitierten. BlackRocks AuM wuchs in diesem Zeitraum von 3,5 Billionen US-Dollar auf über 6 Billionen US-Dollar – ein Zuwachs von über 70 %.

     

  4. Corona-Krise (2020–2022): Die Pandemie führte zu beispiellosen staatlichen Ausgaben. Deutschland stellte über 400 Milliarden Euro an Hilfspaketen und Sondervermögen bereit, während die EZB Billionen Euro durch QE-Programme (Quantitative Lockerung  auf englisch eben: quantitative easing) in die Märkte pumpte. Die M3-Geldmenge im Euroraum stieg zwischen 2020 und 2022 um etwa 20 % (von 14 auf 16,7 Billionen EUR). Gleichzeitig explodierte BlackRocks AuM von 7,4 Billionen US-Dollar (2020) auf über 10 Billionen US-Dollar (2023) – ein Anstieg von 35 % in nur drei Jahren. Aktienmärkte erreichten trotz wirtschaftlicher Unsicherheit Rekordhöhen, und Vermögensverwalter waren die großen Gewinner.

     

Empirische Evidenz: Geldmengenwachstum und die Finanzindustrie

In der Volkswirtschaftslehre werden im Zusammenhang mit der Geldmenge verschiedene „Aggregate“ diskutiert bzw. verwendet, um entsprechende Effekte zwischen einer Geldmengenausweitung, Zinsen, Inflation und realen Größen herzustellen. 
Aggregat
Enthalten sind
Liquidität
Typische Verwendung
M0
Bargeld + Bankreserven bei der Zentralbank
Sehr hoch
Basis für Geldschöpfung
M1
M0 + Sichteinlagen
Hoch
Zahlungsfähigkeit
M2
M1 + kurzfristige Einlagen
Mittel
Zahlungen + kurzfristige Ersparnisse
M3
M2 + marktfähige Instrumente
Niedriger
Breite Geldmengenanalyse
Dabei gilt das Aggregat M3 als das umfassendste Instrument, um die Geldmenge in einer Volkswirtschaft bzw. in mehreren Volkswirtschaften zu beschreiben.

Wie oben dargestellt, führten Krisen und vermeintliche Krisen in der Vergangenheit immer dazu, dass Notenbanken und/oder die Regierungen die Märkte mit Liquidität geflutet haben, um die negativen Effekte der jeweiligen Schocks zu übertünchen. Das führte in den wesentlichen Volkswirtschaften des Westens zu einem signifikanten Anstieg der Geldmenge M3, gemäß der nachfolgenden Tabelle um etwa 40 Billionen US-Dollar im Zeitraum 1998 bis 2024 (die Daten wurden über diverse KI-Plattformen abgefragt und stimmen weitgehend überein, Abweichungen ergeben sich insbesondere aufgrund von Umrechnungsmodalitäten).

Geldmenge M3 in westlichen Nationen (1998–2024)
Land/Region
Währung
M3 1998 (Mrd.)
M3 2024 (Mrd.)
Zuwachs (Mrd.)
Veränderung (%)
Durchschn. Wachstum (%/Jahr)
Eurozone
EUR
4.700
16.700
12.000
+255 %
9–10 %
USA
USD
5.700
22.000–24.000
16.300–18.300
+286–321 %
10–11 %
Großbritannien
GBP
800 (M4)
3.000 (M4)
2.200
+275 %
10 %
Kanada
CAD
600
2.500
1.900
+317 %
11 %
Australien
AUD
400
2.200
1.800
+450 %
13 %
Schweiz
CHF
450
1.200
750
+167 %
6 %
Im gleichen Zeitraum haben sich Assets under Management der 10 größten und wesentlichen Vermögensverwalter in den USA um 46 Billionen US-Dollar erhöht.
Assets under Management (AuM) in Billionen (1.000 Milliarden) US-Dollar
Jahr
BlackRock
Vanguard
Fidelity
State Street
UBS
J.P. Morgan
Allianz/PIMCO
Goldman Sachs
Capital Group
BNY Mellon
Summe
1998
0.165
0.3
0.7
0.5
0.4
0.3
0.5
0.2
0.4
0.5
3.965
2000
0.309
0.5
0.9
0.7
0.6
0.4
0.7
0.3
0.5
0.7
5.609
2002
0.350
0.6
1.0
0.8
0.7
0.5
0.8
0.35
0.6
0.8
6.550
2004
0.400
0.8
1.1
0.9
0.9
0.6
0.9
0.4
0.7
0.9
7.650
2006
0.500
1.2
1.3
1.1
1.1
0.8
1.1
0.5
0.9
1.1
9.600
2008
1.307
1.4
1.4
1.5
1.3
1.0
1.3
0.6
1.0
1.2
12.017
2010
3.561
1.6
1.6
2.0
1.5
1.3
1.5
0.8
1.0
1.2
16.061
2012
3.792
2.0
1.7
2.1
1.7
1.4
1.7
0.9
1.1
1.3
17.692
2014
4.500
3.0
1.9
2.2
1.9
1.6
1.8
1.0
1.2
1.5
20.600
2016
5.100
4.0
2.1
2.3
2.1
1.8
2.0
1.2
1.4
1.7
23.700
2018
5.975
5.0
2.7
2.5
2.4
2.0
2.2
1.3
1.7
1.8
27.575
2020
7.430
6.2
3.5
3.1
2.8
2.3
2.5
1.5
2.0
1.9
33.230
2022
8.594
6.8
3.9
3.5
3.4
2.7
2.6
1.7
2.2
1.9
37.294
2023
10.010
7.2
4.2
3.7
3.8
3.0
2.6
1.8
2.3
2.0
40.610
2024
11.500
9.9
4.5
4.0
4.0
3.2
2.7
2.0
2.5
2.1
46.400
Ein Blick auf die gesamte Periode von 1998 bis 2024 verdeutlicht das Muster. In westlichen Ländern wuchs die Geldmenge M3 in diesem Zeitraum um etwa 40 Billionen US-Dollar (siehe vorherige Analyse). Gleichzeitig stieg das verwaltete Vermögen der Top-10-Investmentverwalter von etwa 4 Billionen US-Dollar auf rund 46 Billionen US-Dollar – ein Zuwachs von 42 Billionen US-Dollar. Die Liste der assets under management stammen von mehreren KI-Plattformen, stimmen aber auch weitgehend mit den Informationen von Wikipedia List of asset management firms – Wikipedia überein.
Dieses empirische Muster wird durch ökonomische Mechanismen untermauert:
  • Geldschöpfung: Wenn Staaten Schulden aufnehmen (z. B. über Anleihen), kaufen Zentralbanken oder private Investoren diese. Das Geld fließt in die Wirtschaft, wird aber oft nicht konsumiert, sondern investiert.
  • Finanzialisierung: Niedrige Zinsen machen liquide Anlagen unattraktiv, wodurch Kapital in Fonds, ETFs und Anleihen fließt – Produkte, die von Firmen wie BlackRock verwaltet werden.
  • Multiplikatoreffekt: Geschäftsbanken verleihen die zusätzliche Liquidität weiter, was die Geldmenge (M1–M3) und damit die Investitionsmöglichkeiten der Finanzindustrie steigert.

Friedrich Merz: Vom Wahlversprechen zur BlackRock-Agenda

Friedrich Merz, der voraussichtliche Bundeskanzler, steht im Zentrum dieses neuen Verschuldungsprogramms. Im Wahlkampf 2025 versprach er, die Schuldenbremse zu respektieren und neue Schulden zu vermeiden. „Wir dürfen unsere Kinder nicht mit Schulden belasten“, betonte er wiederholt. Doch kaum an der vermeintlichen Macht, präsentierte die CDU/CSU-SPD-Koalition ein Programm, das genau das Gegenteil vorsieht: 500 Milliarden Euro für Infrastruktur (z. B. Schienen, Straßen, Digitalisierung) und weitere Summen für Verteidigung (z. B. Aufrüstung der Bundeswehr). Diese Schulden sollen außerhalb der Schuldenbremse über „Sondervermögen“  finanziert werden – ein Trick, der die fiskalischen Regeln umgeht.
Merz’ Vergangenheit wirft hier ein Schlaglicht auf mögliche Interessenkonflikte. Von 2005 bis 2019 war er Aufsichtsrat bei BlackRock Deutschland und half, die Präsenz des Unternehmens in Europa auszubauen. BlackRock, mit einem verwalteten Vermögen von über 10 Billionen US-Dollar, ist der globale Marktführer und profitiert massiv von Liquiditätsfluten. Kritiker sehen in Merz’ Politik eine Fortsetzung seiner früheren Tätigkeit: Statt die Interessen der Steuerzahler zu vertreten, scheint er die Agenda seines Auftraggebers aus der Finanzindustrie zu verfolgen.

And the Winner is: BlackRock

Wie das Programm die Finanzindustrie antreibt

Die empirische Evidenz aus der Vergangenheit zeigt: Die 40 Billionen US-Dollar M3-Wachstum (1998–2024) landen früher oder später direkt oder indirekt bei der Finanzindustrie. Zum einen als direkter Zufluss über die Kapitalmärkte, zum anderen als Asset-Wertsteigerungen durch die aufgeblasene Geldmenge. Das neue deutsche Programm fügt sich nahtlos in dieses Schema der Unterstützung der US-Finanzindustrie ein.

Der Widerspruch: Wahlversprechen vs. Realpolitik

Merz’ Wählerbasis mag konsterniert sein. „Er hat uns eine solide Haushaltspolitik versprochen und liefert jetzt das Gegenteil“, klagte ein CDU-Mitglied gegenüber der FAZ am 5. März 2025. Auf X kursieren ähnliche Vorwürfe: „Merz ist immer noch BlackRocks Mann“, schrieb ein Nutzer am 6. März 2025. Seine Vergangenheit als BlackRock-Insider nährt den Verdacht, dass persönliche und wirtschaftliche Verbindungen seine Politik prägen. Während er im Wahlkampf die Schuldenbremse als „heilige Kuh“ pries, öffnet er nun die Schleusen – und die Finanzindustrie reibt sich die Hände. Überraschend kommt diese Entwicklung aber nicht: Albert Einstein hatte recht: Nur die AfD kann den Wahnsinn stoppen! – Meinung und Wahrheit

Ein Muster wiederholt sich

Das Verschuldungsprogramm der neuen deutschen Regierung ist mehr als eine Reaktion auf aktuelle Herausforderungen – es ist die Fortsetzung eines historischen Musters. Empirisch belegt, landet ein Großteil des Geldmengenwachstums in Krisenzeiten bei der Finanzindustrie, insbesondere bei Giganten wie BlackRock. Von 9/11 über Lehman und Griechenland bis Corona zeigt sich: Staatsverschuldung wird zur Geldmaschine für Vermögensverwalter, während die Realwirtschaft oft nur Krümel abbekommt.
Friedrich Merz, einst BlackRock-Stratege, treibt dieses Spiel nun weiter – entgegen seinen Wahlversprechen. Am Ende steht ein klarer Gewinner: BlackRock. Die deutschen Steuerzahler hingegen dürfen die Zeche zahlen – und ihre Kinder auch.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert