Im Jahr 2013 hatte die seinerzeitige Bundeskanzlerin Angela Merkel noch viel Gelächter geerntet, als sie in einer Pressekonferenz zusammen mit dem US-Präsidenten Barak Obama ausgeführt hatte:
“Das Internet ist Neuland.”
Quelle: Kanzlerin Merkel nennt bei Obama-Besuch das Internet Neuland – DER SPIEGEL
Mit dem Hashtag #Neuland hatte die Kanzlerin damals auf Twitter große Häme eingesammelt bzw. verdient.
Tatsächlich ist das Internet erst um die Jahrtausend-Wende in der Breite der Bevölkerung angekommen und hat die seinerzeitige Börsenblase um den Neuen Markt befeuert.
Seit der Jahrtausend-Wende hat sich für viele Zeitungsverlage und auch für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk das Geschäftsmodell gewandelt. Das world-wide-web macht die Welt zum globalen Dorf. Jeder kann relativ einfach mit jedem in Kontakt treten.
Das führt auch dazu, dass eine Reihe von neuen Medienformaten entstanden sind. Insbesondere ist auch seitdem der neue Bereich der Social Media entstanden, indem jeder Einzelne zum Sender bzw. digitalen Zeitungsverlag werden konnte. Facebook, Youtube, Instagram und X (vormals Twitter) sind hier zu eigenständigen Plattformen geworden.
Dagegen verblassen die alten klassischen Medien der Bundesrepublik Deutschland und büßen erhebliche Marktanteile ein. Selbst der mit Zwangsgebühren finanzierte öffentliche Rundfunk kämpft teilweise um seine Daseinsberechtigung und hat insbesondere „Ausgabe-Skandale“.
Die Zugänge zu diesen alten Medien erfolgen natürlich noch über den klassischen Fernseher im Wohnzimmer aber viel häufiger über Desktop-Rechner und Mobilgeräte wie Smartphones und Tablets.
Für diesen Artikel habe ich eine kostenlosen Probeaccount bei www.similarweb.com eingerichtet, um einen Eindruck über die Bedeutung insbesondere der neu entstandenen Medienverlage zu erhalten. Diese neuen und modernen Medienverlage sind teilweise “one-man-shows” mit einer Reichweite, die zum Teil klassische Zeitungsredaktionen in den Schatten stellen.
Die beigefügte Liste ist sicherlich nicht vollständig und sicherlich auch durch meine subjektiven Lesegewohnheiten verzerrt. In der wissenschaftlichen Literatur würde man von einem “bias” sprechen. Anmerkungen zur Ergänzung der Liste sind willkommen.
Gleichwohl zeigt es einen Überblick über die Aktivitäten im Internet und erzeugt einen Eindruck über die relative Bedeutung der einzelnen Segmente.
Um mich gleich von vorn herein zu outen: meine Lieblingsblogger sind Hadmut Danisch mit www.danisch.de und Boris Reitschuster www.reitschuster.de, außerdem lese ich sämtliche Beiträge von der Achse des Guten www.achgut.com und von TichysEinblick www.tichyseinblick.de. Selbst schreibe ich auch noch bei Freifam, das von meinem Freund Sandro Groganz nebst Team die familienrechtlichen Absurditäten in Deutschland bei www.freifam.de beschreibt.
Gelegentlich surfe ich noch über die Seiten von Faz.net und der Süddeutschen. Einen vollständigen Überblick über sämtliche Website-Anbieter in der Kategorie “News and Media“ habe ich nicht, insofern hier einmal eine Übersicht der Zugriffszahlen entsprechend der (eingeschränkten) Zahlen von similarweb:
Durchschnittliche Zugriffe p.m. | |
---|---|
freifam.de | 200.433 |
danisch.de | 1.237.000 |
reitschuster.de | 3.356.000 |
achgut.com | 2.362.000 |
tichyseinblick.de | 4.835.000 |
ard.de | 5.982.000 |
zdf.de | 358.000.000 |
br.de | 15.660.000 |
bild.de | 177.100.000 |
faz.net | 40.300.000 |
tagesschau.de | 93.580.000 |
heute.de | 711.129 |
jungundnaiv.de | 25.556 |
nius.de | 1.526.000 |
daserste.de | 48.340.000 |
jungefreiheit.de | 3.348.000 |
spiegel.de | 6.727.0000 |
stern.de | 2.305.0000 |
n-tv.de | 81.450.000 |
sz.de | 1.452.000 |
sueddeutsche.de | 42.300.000 |
nordbayern.de | 5.858.000 |
nn.de |
1.479.000 |
journalistenwatch.com |
947.881 |
focus.de |
75.060.000 |
welt.de |
63.140.000 |
t-online.de |
136.300.000 |
Die durchschnittlichen Zugriffsdaten entstammen einem Datenabruf auf similarweb.com am 24.08.2023. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die Vollständigkeit der Medien und Medienverlage ist nicht gegeben ist. Es wird ein subjektives Bild vermittelt.
Darüber hinaus gibt es natürlich auf den Plattformen facebook.de und youtube.com und x.com (vormals Twitter) eine Reihe von “Kanälen”, die ebenfalls zu den alternativen Medien zu zählen sind.
Hier halte ich für besonders interessant:
Tim Kellner auf youtube: Tim Kellner – YouTube
Milena Preradovic auf youtube: Punkt.PRERADOVIC – YouTube
Dr. Markus Krall auf X: Dr. Markus Krall (@Markus_Krall) / X (twitter.com)
Prof. Dr. Stefan Homburg auf X: Stefan Homburg (@SHomburg) / X (twitter.com)
Niklas Lotz aka Neverforgetniki auf X: Neverforgetniki (@nikitheblogger) / X (twitter.com)
Ernst Wolff auf youtube: Ernst Wolff – YouTube
Peter Weber mit seinem Kanal „Hallo Meinung“ auf youtube: Hallo Meinung – YouTube
Hans-Georg Massen auf X: Hans-Georg Maaßen (@HGMaassen) / X (twitter.com)
Viele der alternativen Medien wurden in den letzten Jahren insbesondere durch youtube und facebook zensiert. Insofern haben sich noch alternative Plattformen wie rumble und telegramm etabliert.
Auch die folgenden Seiten aus Österreich können von Interesse sein:
Neue Normalität auf youtube: Neue Normalität – YouTube
Gerwin Lovrecki auf youtube: Gerwin Lovrecki – YouTube
Es zeigt sich, dass zwar die alternativen Medien noch eher zarte Pflanzen sind, wenn man aber bedenkt, dass das eigentliche Marktwachstum für diesen Bereich erst gegen 2015 oder später begonnen hat und erst während der Corona-Pandemie richtig Schwung bekommen hat, dann lassen die nächsten Jahre noch viele Überraschungen und Dynamik erwarten.
Besonders interessant ist in diesem Zeitpunkt auch der Beitrag des Vorstandssprechers der Axel Springer AG hinsichtlich der Zukunft der Print-Medien:
„„Die Zukunft der Medien – ganz sicher die Zukunft von Axel Springer – ist digital.“ Mit diesen Worten kündigte Konzernchef Mathias Döpfner am Dienstag eine neue Organisationsstruktur für die großen deutschen Medienmarken „Bild“ und WELT an, deren Kern eine höhere Selbstständigkeit der beiden Marken unter dem Dach von Axel Springer ist.“
Quelle: Axel Springer: Döpfner präsentiert Zukunftsstrategie für WELT und „Bild“ – WELT
Die alternativen Medien wie z.B. www.reitschuster.de und www.tichyseinblick.de starten in dieses Zeitalter mit einem Zugriffsvolumen, das alte etablierte Medien signifikant übertrifft. Lediglich die zwangsfinanzierten öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten können hier derzeit ihre Marktposition noch behaupten.
Im nächsten Jahrzehnt wird die Medienlandschaft nicht mehr mit der gegenwärtigen Situation vergleichbar sein.
Was unter diesen Bedingungen – wenn die „Print-Medien“ nicht mehr drucken dann als Pressefreiheit i.S. des Art 5 GG anzusehen ist, wird in der nächsten Zeit noch umfangreich Gegenstand gerichtlicher Auseinandersetzungen werden.
Auch hierzu ist der Blog von Hadmut Danisch höchst lesens- bzw. sehenswert:
- Danisch.de » Das Geschwätz des Georg Restle
- Danisch.de » Das ZDF und die Meinungsfreiheit
- Danisch.de » Der Medienkrieg und die geschändete Pressefreiheit der ZDF heute-show
Die Vielzahl der kleinen Medienquellen hat es insbesondere in der Corona-Zeit möglich gemacht, die zentral verbreiteten Narrative und die eingeschränkte Meinungsfreiheit dennoch an den Adressatenkreis zu „auszuliefern“. Das wird über die unterschiedlichen Plattformen auch in der Zukunft nicht mehr möglich sein. Selbst wenn die EU mit einem Digital Services Act eine derartige Regelungswut und mögliche Zensurvorbereitung erfasst hat, dann werden auch in Zukunft diese neuen alternativen Medien über VPN- bzw. Proxy-Server-Installationen ihre Meinungen publizieren können.
Aufgehalten kann diese Entwicklung nicht mehr – der Markt setzt sich durch.
Bildnachweis: Hände Ipad Tablette – Kostenloses Foto auf Pixabay – Pixabay
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