In seiner Neujahrsansprache griff Bundeskanzler Olaf Scholz auf das psychologische Konzept der Externalisierung von Schuld zurück. Externalisierung von Schuld ist ein Verteidigungsmechanismus, bei dem eine Person die Verantwortung für negative Ereignisse oder Ergebnisse ablehnt und stattdessen anderen Personen, Gruppen, Umständen oder externen Faktoren die Schuld zuschreibt. Dies kann aus verschiedenen Gründen geschehen, wie zum Beispiel Selbstschutz, Vermeidung von Scham oder Schuldgefühlen, und um ein Gefühl der Kontrolle zu bewahren. Dieser Mechanismus wurde in verschiedenen Teilen seiner Rede sichtbar.
1. Die Gasversorgung und Russland: Scholz erwähnte, dass der „russische Präsident den Gashahn abgedreht“ habe. Diese Aussage übersieht jedoch, dass die Bundesregierung selbst entschieden hatte, Gas aus der Nord Stream-Pipelines I und II nicht mehr zu beziehen. Zudem ereignete sich dies nicht im vergangenen Jahr, sondern bereits im Vorjahr, was auf eine zeitliche Verzerrung in der Darstellung hindeutet. Die von der Bundesregierung und der EU erlassenen Sanktionen werden vollständig ignoriert.
2. Die zunehmende Unruhe in der Welt: In seiner Ansprache stellte Scholz fest, dass „unsere Welt unruhiger und rauer geworden“ sei. Diese Aussage lässt außer Acht, dass die Bundesregierung selbst in verschiedene Krisen involviert war – sei es u.a. durch übertriebene Corona-Maßnahmen, sei es durch Abschaltung von Kernkraftwerken. Durch die Externalisierung wird die Rolle der eigenen Regierung in der Entstehung oder Verschärfung dieser Krisen nicht thematisiert.
3. Infrastrukturprobleme in Deutschland: Scholz sprach auch die Probleme mit der Bahn und maroden Brücken an, die darauf hindeuten, dass „unser Land zu lange auf Verschleiß gefahren“ wurde. Hierbei wird nicht erwähnt, dass die SPD, Scholz‘ eigene Partei, seit 1998 in 21 von insgesamt 25 Jahren, also fast durchgängig Teil der Bundesregierung war und somit eine Mitverantwortung für die vernachlässigte Infrastruktur trägt.
4. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts: Schließlich bezog sich Scholz auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts von Mitte November, das einige Vorhaben der Regierung erschwerte. Er übersah dabei, dass es die Bundesregierung selbst war, die einen verfassungswidrigen Haushalt aufgestellt hatte, welcher erst durch das Gericht gestoppt wurde.
Insgesamt zeigt sich in Scholz‘ Neujahrsansprache eine deutliche Tendenz zur Externalisierung von Schuld. Diese Strategie kann zwar kurzfristig dazu dienen, das Bild der eigenen Regierung zu schützen, birgt jedoch langfristig das Risiko, das Vertrauen der Bevölkerung zu untergraben, da sie eine ehrliche Auseinandersetzung mit eigenen Fehlern und Verantwortlichkeiten vermeidet.
Die vollständige Neujahrsansprache dieses Bundeskanzlers kann auf folgendem Link angesehen werden:
Eine Antwort
total verdeckt werden die Ursachen der Kriege. Total verdeckt sind die Hegemonen und Deutschlands Vasallentum gegenüber Washington, das den hegemonistischen Anspruch gegenüber Russland und China durchsetzen will.